Verfahrensinformation
Es handelt sich um vier von insgesamt zehn Revisionsverfahren, in denen es um die Frage geht, ob Hamburger Feuerwehrbeamte, die Dienst über die unionsrechtlich höchstens zulässige wöchentliche Arbeitszeit hinaus leisten mussten, hierfür einen finanziellen Ausgleich verlangen können. In einem weiteren Revisionsverfahren geht es um einen Berliner Feuerwehrbeamten. Die Kläger begehren für den Zeitraum ab 1999 bzw. ab 2001 Besoldung für die geleistete Zuvielarbeit. Demgegenüber haben die Vorinstanzen hinsichtlich des zeitlichen Umfangs einen Abzug von der geleisteten Mehrarbeit vorgenommen und in der Höhe die geringere Mehrarbeitsvergütung als billigen Ausgleich angesetzt, die sie jeweils um ein Sechstel reduziert haben, weil sie auf der Grundlage einer geringeren Regelarbeitszeit errechnet wird. Bei einigen Verfahren ist hinsichtlich eines Teilzeitraums Verjährung angenommen worden.
Das Hamburgische Oberverwaltungsgericht hat den Anspruch auf finanziellen Ausgleich teilweise für begründet erachtet. In einigen Urteilen hat es den Anspruch auf nationales Recht (Treu und Glauben in Verbindung mit dem Rechtsgedanken zum Ausgleich von Mehrarbeit), in anderen Urteilen hat es ihn als unionsrechtlichen Schadensersatzanspruch für begründet erachtet. Der Anspruch aus nationalem Recht bestehe erst ab dem Jahr der Antragstellung, der unionsrechtliche Schadensersatzanspruch ab dem 1. Januar 2001. Das Hamburgische Oberverwaltungsgericht hat eine Dienstbefreiung als Ausgleich als angemessen erachtet, die ebenso lang sei wie die Zeit, die der Beamte allmonatlich insgesamt über die ohne Ausgleich höchstzulässige Mehrarbeit von fünf Stunden pro Monat hinaus gearbeitet habe, also von der geleisteten Zuvielarbeit jeweils fünf Stunden im Monat abgezogen. Jedoch sei die Beklagte seit dem 5. März 2010 nicht mehr ohne Gefährdung der öffentlichen Sicherheit in der Lage gewesen, den Ausgleich durch Freizeit zu gewähren, so dass erst ab diesem Zeitpunkt ein finanzieller Ausgleich (nebst Prozesszinsen) zu gewähren sei. Die Höhe des finanziellen Ausgleichsanspruchs bemesse sich in Anlehnung an die Mehrarbeitsvergütung, deren Stundensatz proportional um 1/6 zu verringern sei, weil sie sich auf eine Regelarbeitszeit von 40 Stunden beziehe, während bei den Feuerwehrbeamten die durchschnittliche Arbeitszeit 48 Stunden betrage. Bei einigen Verfahren hat das Oberverwaltungsgericht angenommen, dass ein Teil der Ansprüche für zurückliegende Jahre verjährt sei.
Pressemitteilung Nr. 76/2012 vom 26.07.2012
Feuerwehrbeamte in Berlin und Hamburg bekommen eine Geldentschädigung für rechtswidrig abverlangten Bereitschaftsdienst
Feuerwehrbeamte, die über die unionsrechtlich zulässige Höchstarbeitszeit von 48 Stunden in der Woche hinaus Dienst leisten mussten, können hierfür von ihrem Dienstherrn Freizeitausgleich verlangen. Kann der Dienstherr die Ausgleichsansprüche seiner Feuerwehrbeamten nicht binnen eines Jahres ohne Gefährdung der Einsatzbereitschaft der Feuerwehr erfüllen, so besteht ein Anspruch auf angemessene Entschädigung in Geld, dessen Höhe sich nach der Mehrarbeitsvergütung bemisst. Dies hat das Bundesverwaltungsgericht heute in Leipzig in 23 Revisionsverfahren entschieden.
Das Bundesverwaltungsgericht hatte über Ausgleichsansprüche von Feuerwehrbeamten zu entscheiden, die jahrelang über die unionsrechtlich zulässige Höchstarbeitszeit von 48 Stunden in der Woche hinaus Dienst leisten mussten. In Hamburg ging es jeweils um zwei Stunden in der Woche von Januar 1999 bis einschließlich August 2005 (insgesamt 600 Stunden), in Berlin um sieben Stunden in der Woche von November 2001 bis Dezember 2006 (insgesamt rund 1630 Stunden).
Es besteht sowohl ein unionsrechtlicher Staatshaftungsanspruch als auch ein Anspruch nach innerstaatlichen Rechtsgrundsätzen. Der unionsrechtlich erforderliche qualifizierte Verstoß gegen das Unionsrecht liegt nach Auffassung des Senats seit 1. Januar 2001 vor. Denn durch Urteil vom 3. Oktober 2000 - C-303/98 - Rs. Simap - hat der Gerichtshof der Union entschieden, dass Bereitschaftszeit wie Vollzeitdienst zählt. Damit stand hinreichend deutlich fest, dass das Arbeitszeitrecht des Bundes und der Länder für die Beamten an diese Vorgaben angepasst werden musste. Diese Umsetzungspflicht ist für Feuerwehrbeamte in Hamburg erst 2005, in Berlin erst 2008 erfüllt worden. Demgegenüber entsteht der Anspruch aus nationalem Recht bereits mit Beginn des Verstoßes gegen Unionsrecht. Er setzt aber voraus, dass der Beamte gegenüber dem Dienstherrn seine zu hohe Arbeitszeit rügt.
Beide Ansprüche sind auf Freizeitausgleich im gleichen Umfang gerichtet, in dem über die 48 Stunden wöchentlich hinaus Dienst geleistet wurde. Kann Freizeitausgleich wegen Gefährdung der Einsatzbereitschaft der Feuerwehr nicht geleistet werden, ist jede Stunde entsprechend den damals geltenden Stundensätzen für Mehrarbeit auszugleichen. Demgegenüber haben die Vorinstanzen hinsichtlich des zeitlichen Umfangs einen Abzug von fünf Stunden im Monat von der geleisteten Zuvielarbeit vorgenommen und in der Höhe die Mehrarbeitsvergütung um ein Sechstel reduziert.
Dies kann je nach Besoldungsgruppe in Berlin zu Ausgleichsansprüchen von rund 25 000 € bis 30 000 € je Beamten und in Hamburg von rund 12 000 € bis 15 000 € führen. Dies gilt aber nur, soweit nicht - wie in einigen Verfahren hinsichtlich eines Teilzeitraums - eine Verjährung eingetreten ist. Die Ansprüche verjähren nach drei Jahren.
BVerwG 2 C 70.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
Gericht , 4 B 13.11 - Urteil vom 18. Oktober 2011 -
Gericht , 26 A 2.08 - Urteil vom 05. November 2010 -
BVerwG 2 C 14.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 1 Bf 265/07 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, 3 K 325/07 - Urteil vom 21. Juni 2007 -
BVerwG 2 C 15.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 2 Bf 266/07 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, 3 K 1839/06 - Urteil vom 21. Juni 2007 -
BVerwG 2 C 16.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 1 Bf 267/07 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, Aktenzeichen - Urteil vom 21. Juni 2007 -
BVerwG 2 C 17.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 1 Bf 268/07 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, 3 K 429/07 - Urteil vom 21. Juni 2007 -
BVerwG 2 C 18.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 1 Bf 269/07 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, 3 K 265/07 - Urteil vom 21. Juni 2007 -
BVerwG 2 C 19.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 1 Bf 271/07 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, 3 K 364/07 - Urteil vom 21. Juni 2007 -
BVerwG 2 C 20.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 1 Bf 273/07 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, 3 K 343/07 - Urteil vom 21. Juni 2007 -
BVerwG 2 C 21.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 1 Bf 274/07 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, 3 K 459/07 - Urteil vom 21. Juni 2007 -
BVerwG 2 C 22.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 1 Bf 275/07 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, 3 K 461/07 - Urteil vom 21. Juni 2007 -
BVerwG 2 C 23.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 1 Bf 277/07 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, 3 K 472/07 - Urteil vom 21. Juni 2007 -
BVerwG 2 C 24.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 1 Bf 278/07 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, 3 K 490/07 - Urteil vom 21. Juni 2007 -
BVerwG 2 C 25.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 1 Bf 279/07 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, 3 K 522/07 - Urteil vom 21. Juni 2007 -
BVerwG 2 C 26.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 1 Bf 283/07 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, 3 K 2410/06 - Urteil vom 21. Juni 2007 -
BVerwG 2 C 28.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 1 Bf 91/08 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, 3 K 2737/07 - Urteil vom 21. Juni 2007 -
BVerwG 2 C 29.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 1 Bf 264/07 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, 3 K 1831/06 - Urteil vom 21. Juni 2007 -
BVerwG 2 C 30.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 1 Bf 90/08 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, 3 K 2053/07 - Urteil vom 21. Juni 2007 -
BVerwG 2 C 31.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 1 Bf 92/08 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, 3 K 1689/07 - Urteil vom 21. Juni 2007 -
BVerwG 2 C 32.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 1 Bf 93/08 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, 3 K 2059/07 - Urteil vom 21. Juni 2007 -
BVerwG 2 C 33.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 1 Bf 98/08 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, 3 K 2729/07 - Urteil vom 21. Juni 2007 -
BVerwG 2 C 34.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 1 Bf 285/07 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, 3 K 2430/06 - Urteil vom 21. Juni 2007 -
BVerwG 2 C 35.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 1 Bf 96/08 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, 3 K 2735/07 - Urteil vom 21. Juni 2007 -
BVerwG 2 C 36.11 - Urteil vom 26. Juli 2012
Vorinstanzen:
OVG Hamburg, 1 Bf 94/08 - Urteil vom 09. Februar 2011 -
VG Hamburg, 3 K 3013/07 - Urteil vom 21. Juni 2007 -
Beschluss vom 14.04.2011 -
BVerwG 2 C 29.11ECLI:DE:BVerwG:2011:140411B2C29.11.0
-
Zitiervorschlag
BVerwG, Beschluss vom 14.04.2011 - 2 C 29.11 - [ECLI:DE:BVerwG:2011:140411B2C29.11.0]
Beschluss
BVerwG 2 C 29.11
- Hamburgisches OVG - 09.02.2011 - AZ: OVG 1 Bf 264/07
In der Verwaltungsstreitsache hat der 2. Senat des Bundesverwaltungsgerichts
am14. April 2011
durch den Vorsitzenden Richter am Bundesverwaltungsgericht Herbert
und die Richterinnen am Bundesverwaltungsgericht Thomsen und Dr. Eppelt
beschlossen:
Der Wert des Streitgegenstandes wird für das Revisionsverfahren vorläufig auf die Wertstufe bis 7 000 € festgesetzt (§ 47 Abs. 1 i.V.m. § 52 Abs. 1 und § 63 Abs. 1 GKG).