Verfahrensinformation

Versorgungsrechtliche Berücksichtigungsfähigkeit von über die Teilzeitquote hinaus tatsächlich erbrachter Arbeitszeit bei Abbruch des Altersteilzeitmodells


Der Rechtsstreit betrifft die Frage, wie die arbeitszeitrechtliche "Vorleistung" eines Beamten im Altersteilzeitmodell bei der Versorgungsfestsetzung zu berücksichtigen ist, wenn es anschließend nicht zu der geplanten Freistellungsphase kommt.


Der Kläger stand zuletzt als Postoberamtsrat (BesGr. A 13vz BBesO) im Dienst der Deutschen Post AG. Seit Januar 2020 befindet er sich im Ruhestand. Aufgrund der geplanten Inanspruchnahme eines Altersteilzeitmodells wurde dem Kläger ab Januar 2017 eine Teilzeitbeschäftigung mit einer Arbeitszeit von 50% der regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit bewilligt. Im Umfang der Arbeitszeit, die der Kläger über die festgesetzte Teilzeitquote hinaus erbrachte, erfolgte eine Gutschrift auf einem Lebensarbeitszeitkonto. Letztmals im November 2018 wurde die Dauer der Teilzeitbeschäftigung bis Dezember 2019 verlängert. Zum Eintritt in die Freistellungsphase kam es jedoch nicht, weil der Kläger ab September 2019 wieder in Vollzeit tätig war und ab Januar 2020 ein anderes Vorruhestandsmodell in Anspruch nahm.


Anlässlich der Festsetzung der Versorgungsbezüge des Klägers berücksichtigte die Beklagte die in der Zeit von Januar 2017 bis August 2019 zurückgelegte Dienstzeit ausgehend von der Teilzeitquote des Klägers nur hälftig. Der hiergegen erhobene Widerspruch blieb ebenso wie Klage und Berufung ohne Erfolg. Zur Begründung hat das Berufungsgericht unter anderem ausgeführt, die hälftige Festsetzung der ruhegehaltsfähigen Dienstzeit sei rechtmäßig, weil die Festlegung in den Teilzeitbewilligungsbescheiden maßgeblich sei. Diese seien weder ausdrücklich noch konkludent für die Vergangenheit aufgehoben worden.


Hiergegen wendet sich der Kläger mit der vom Bundesverwaltungsgericht wegen grundsätzlicher Bedeutung der Rechtssache zugelassenen Revision.


Pressemitteilung Nr. 25/2024 vom 02.05.2024

Bei Eintritt in den Ruhestand nicht abgebaute Zeitguthaben auf Lebensarbeitszeitkonten sind grundsätzlich irrelevant für die Versorgungsbezüge

Maßgeblich für die Bestimmung der ruhegehaltfähigen Dienstzeit ist die im Bescheid über die Bewilligung von Teilzeitbeschäftigung festgesetzte Teilzeitquote. Verrichtet der Beamte über die Teilzeitquote hinaus Dienst, um diese Zeit auf einem Lebensarbeitszeitkonto - etwa zur Ermöglichung der Altersteilzeit - anzusparen, führt dies im Fall der Unmöglichkeit der Inanspruchnahme der "erdienten" Freistellung grundsätzlich nicht zur versorgungsrechtlichen Berücksichtigung. Dies gilt jedenfalls dann, wenn die Unmöglichkeit darauf zurückgeht, dass sich der Beamte später freiwillig für ein anderes Vorruhestandsmodell entschieden hat. Das hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig heute entschieden.


Der Kläger stand zuletzt als Postoberamtsrat (BesGr. A 13 BBesO) im Dienst der Deutschen Post AG. Aufgrund der geplanten Inanspruchnahme eines Altersteilzeitmodells wurde dem Kläger ab Januar 2017 bis Dezember 2019 eine Teilzeitbeschäftigung mit einer Arbeitszeit von 50% der regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit bewilligt. Im Umfang der Arbeitszeit, die der Kläger über die festgesetzte Teilzeitquote hinaus Dienst leistete, erfolgte eine Gutschrift auf einem Lebensarbeitszeitkonto mit dem Ziel, das Zeitguthaben in einer Freistellungsphase am Ende der Altersteilzeit abzubauen. Zum Eintritt in die Freistellungsphase kam es jedoch nicht, weil der Kläger ab Januar 2020 mit der Bewilligung eines "Engagierten Ruhestands" ein anderes Vorruhestandsmodell in Anspruch nahm.


Anlässlich der Festsetzung der Versorgungsbezüge des Klägers berücksichtigte die Beklagte die Dienstzeit von Januar 2017 bis August 2019 ausgehend von der Teilzeitquote in den Teilzeitbewilligungsbescheiden nur zur Hälfte. Der hiergegen erhobene Widerspruch blieb ebenso wie Klage und Berufung ohne Erfolg.


Das Bundesverwaltungsgericht hat auch die Revision des Klägers zurückgewiesen. Ausgangspunkt für die Festsetzung der Beamtenversorgung ist die durch Verwaltungsakte festgesetzte Teilzeitquote. Zeitguthaben auf Lebensarbeitszeitkonten - die vorrangig einer Freistellung dienen - werden dabei nicht berücksichtigt. Einen Anspruch auf Änderung der Teilzeitbewilligungsbescheide hat der Kläger nicht. Es ist nicht schlechthin unerträglich, den Kläger an diesen Bescheiden festzuhalten. Der Kläger hat in Kenntnis der versorgungsrechtlichen Folgen den Wechsel in den sog. "Engagierten Ruhestand" beantragt. Damit hat er es selbst unmöglich gemacht, die "erdiente" Freistellung entsprechend des Zeitguthabens auf dem Lebensarbeitszeitkonto in Anspruch zu nehmen.


BVerwG 2 C 13.23 - Urteil vom 02. Mai 2024

Vorinstanzen:

OVG Koblenz, OVG 10 A 10869/21.OVG - Urteil vom 28. Januar 2022 -

VG Koblenz, VG 2 K 598/20.KO - Urteil vom 09. Juni 2021 -


Beschluss vom 15.06.2023 -
BVerwG 2 B 16.22ECLI:DE:BVerwG:2023:150623B2B16.22.0

  • Zitiervorschlag

    BVerwG, Beschluss vom 15.06.2023 - 2 B 16.22 - [ECLI:DE:BVerwG:2023:150623B2B16.22.0]

Beschluss

BVerwG 2 B 16.22

  • VG Koblenz - 09.06.2021 - AZ: 2 K 598/20.KO
  • OVG Koblenz - 28.01.2022 - AZ: 10 A 10869/21.OVG

In der Verwaltungsstreitsache hat der 2. Senat des Bundesverwaltungsgerichts
am 15. Juni 2023
durch den Vorsitzenden Richter am Bundesverwaltungsgericht Dr. Kenntner und die Richter am Bundesverwaltungsgericht Dr. Hartung und Dr. Hissnauer
beschlossen:

  1. Die Entscheidung über die Nichtzulassung der Revision in dem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Rheinland-Pfalz vom 28. Januar 2022 wird aufgehoben.
  2. Die Revision wird zugelassen.
  3. Die Entscheidung über die Kosten des Beschwerdeverfahrens folgt der Entscheidung in der Hauptsache.
  4. Der Wert des Streitgegenstands wird für das Revisionsverfahren vorläufig auf 4 153,68 € festgesetzt.

Gründe

1 Die Revision ist wegen grundsätzlicher Bedeutung der Rechtssache gemäß § 132 Abs. 2 Nr. 1 VwGO zuzulassen. Das Revisionsverfahren gibt Gelegenheit zur Klärung der Frage, welche versorgungsrechtlichen Folgen im Hinblick auf § 6 Abs. 1 Satz 3 Halbs. 1 BeamtVG eintreten, wenn ein Beamter ohne Aufhebung der Anordnung einer Teilzeitbeschäftigung doch wieder in Vollzeit tätig ist.

2 Die vorläufige Festsetzung des Werts des Streitgegenstandes für das Revisionsverfahren beruht auf § 63 Abs. 1, § 47 Abs. 1 Satz 1, Abs. 3 und § 52 Abs. 1 GKG i. V. m. Ziffer 10.4 des Streitwertkatalogs für die Verwaltungsgerichtsbarkeit 2013.

Rechtsbehelfsbelehrung


Das Beschwerdeverfahren wird als Revisionsverfahren unter dem Aktenzeichen BVerwG 2 C 13.23 fortgesetzt. Der Einlegung einer Revision durch den Beschwerdeführer bedarf es nicht.
Die Revision ist innerhalb eines Monats nach Zustellung dieses Beschlusses zu begründen. Die Begründung ist bei dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig einzureichen.
Für die Beteiligten besteht Vertretungszwang; dies gilt auch für die Begründung der Revision. Die Beteiligten müssen sich durch Bevollmächtigte im Sinne von § 67 Abs. 4 Satz 3 bis 6 VwGO, § 5 Nr. 6 Alt. 2 RDGEG vertreten lassen.

Urteil vom 02.05.2024 -
BVerwG 2 C 13.23ECLI:DE:BVerwG:2024:020524U2C13.23.0

Leitsatz:

Für die Berechnung der ruhegehaltfähigen Dienstzeit bei Teilzeitbeschäftigung ist die sich aus der Teilzeitquote im Teilzeitbewilligungsbescheid ergebende Dienstzeit maßgeblich; bei Versetzung in den Ruhestand nicht abgebaute Zeitguthaben auf Lebensarbeitszeitkonten sind grundsätzlich versorgungsrechtlich irrelevant.

  • Rechtsquellen
    RL 97/81/EG § 4 Nr. 1 Anhang
    BBG § 91 Abs. 3 Satz 2
    BeamtVG § 6 Abs. 1 Satz 3 Halbs. 1
    BEDBPStruktG § 4
    VwVfG § 43 Abs. 2 und § 51 Abs. 5
    Post-AZV § 9 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1, § 9 Abs. 2 Satz 4 und 5

  • VG Koblenz - 09.06.2021 - AZ: 2 K 598/20.KO
    OVG Koblenz - 28.01.2022 - AZ: 10 A 10869/21.OVG

  • Zitiervorschlag

    BVerwG, Urteil vom 02.05.2024 - 2 C 13.23 - [ECLI:DE:BVerwG:2024:020524U2C13.23.0]

Urteil

BVerwG 2 C 13.23

  • VG Koblenz - 09.06.2021 - AZ: 2 K 598/20.KO
  • OVG Koblenz - 28.01.2022 - AZ: 10 A 10869/21.OVG

In der Verwaltungsstreitsache hat der 2. Senat des Bundesverwaltungsgerichts
auf die mündliche Verhandlung vom 2. Mai 2024
durch den Vorsitzenden Richter am Bundesverwaltungsgericht Dr. Kenntner, die Richter am Bundesverwaltungsgericht Dr. von der Weiden und Dr. Hartung, die Richterin am Bundesverwaltungsgericht Hampel und
den Richter am Bundesverwaltungsgericht Dr. Hissnauer
für Recht erkannt:

  1. Die Revision des Klägers gegen das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Rheinland-Pfalz vom 28. Januar 2022 wird zurückgewiesen.
  2. Der Kläger trägt die Kosten des Revisionsverfahrens.

Gründe

I

1 Der Kläger begehrt die versorgungsrechtliche Berücksichtigung von über die Teilzeitquote hinaus erbrachter Arbeitszeit, die er als Zeitguthaben auf einem Lebensarbeitszeitkonto angespart hat.

2 Der 1961 geborene Kläger stand zuletzt als Postoberamtsrat (BesGr A 13 BBesO) im Dienst der Deutschen Post AG. Aufgrund der von ihm geplanten Inanspruchnahme eines Altersteilzeitmodells bewilligte die Deutsche Post AG dem Kläger antragsgemäß mit Bescheid vom 18. November 2016 eine Teilzeitbeschäftigung mit einer Arbeitszeit von 50% der regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit im Umfang von 19,25 Stunden von Januar bis Dezember 2017, die anschließend bis Ende August 2019 verlängert wurde. Damit war der Aufbau eines Zeitguthabens beabsichtigt. In diesem Zusammenhang erhielt der Kläger ein Merkblatt über die wesentlichen Rechtsfolgen einer Teilzeitbeschäftigung. Darin heißt es, Zeiten der Teilzeitbeschäftigung würden arbeitsanteilig als ruhegehaltfähige Dienstzeit angerechnet. Auch aus den Vorausberechnungen zum Ruhegehalt, die der Kläger in der Folgezeit mehrfach erhielt, wurde die Teilzeitbeschäftigung entsprechend der Teilzeitbewilligungsquote nur zur Hälfte als ruhegehaltfähige Dienstzeit ausgewiesen.

3 Der Kläger leistete ab Januar 2017 weiterhin Dienst im Umfang von 38,5 Wochenarbeitsstunden. Die über den Umfang der Teilzeitquote hinausgehende Arbeitszeit wurde dem Kläger als Zeitguthaben auf dem aus Anlass der Teilzeitbeschäftigung von der Deutschen Post AG eingerichteten Lebensarbeitszeitkonto gutgeschrieben, das u. a. für eine Freistellung im Rahmen eines Altersteilzeitmodells genutzt werden konnte. Ab September 2019 bis zum Jahresende war der Kläger wieder in Vollzeit tätig. Zum 1. Januar 2020 wurde er auf seinen vorherigen Antrag hin in den "Engagierten Ruhestand" – ein besonderes Vorruhestandsmodell der Deutschen Post AG — versetzt. Für das im Zeitpunkt des Ruhestandseintritts noch vorhandene Zeitguthaben auf dem Lebensarbeitszeitkonto erhielt der Kläger eine finanzielle Abgeltung.

4 Mit Bescheid vom 13. Januar 2020 setzte die Bundesanstalt für Post und Telekommunikation Deutsche Bundespost die Versorgungsbezüge des Klägers fest. Hierbei berücksichtigte sie die von Januar 2017 bis August 2019 zurückgelegte Dienstzeit entsprechend der Teilzeitquote in den Teilzeitbewilligungsbescheiden nur hälftig. Den hiergegen erhobenen Widerspruch des Klägers wies sie mit Widerspruchsbescheid vom 16. Juni 2020 zurück.

5 Klage und Berufung des Klägers sind ohne Erfolg geblieben. Das Berufungsgericht hat zur Begründung im Wesentlichen ausgeführt, die Festsetzung der ruhegehaltfähigen Dienstzeit sei rechtmäßig, weil Zeiten einer Teilzeitbeschäftigung nur zu dem Teil ruhegehaltfähig seien, der dem Verhältnis der ermäßigten zur regelmäßigen Arbeitszeit entspreche. Maßgeblich sei die Festlegung in den Teilzeitbewilligungsbescheiden. Diese seien weder ausdrücklich noch konkludent für die Vergangenheit aufgehoben worden. Der Kläger habe auch keinen Anspruch auf deren Aufhebung. Nach den geltenden Bestimmungen habe im Fall des nachträglichen Eintritts eines Störfalls lediglich ein Ausgleich in Geld zu erfolgen. Dem Kläger sei ein Festhalten am Teilzeitmodell auch nicht unzumutbar.

6 Mit der vom Senat zugelassenen Revision verfolgt der Kläger sein Begehren weiter. Er macht insbesondere geltend, die tatsächlich erbrachte Dienstzeit dürfe nicht unberücksichtigt bleiben. Die Teilzeitbewilligungsbescheide seien jedenfalls konkludent aufgehoben worden, weil andernfalls ein Besoldungsausgleich nicht möglich gewesen sei. Zumindest habe er einen Anspruch auf deren Aufhebung für die Vergangenheit.

7 Der Kläger beantragt,
die Urteile des Oberverwaltungsgerichts Rheinland-Pfalz vom 28. Januar 2022 und des Verwaltungsgerichts Koblenz vom 9. Juni 2021 aufzuheben, den Versorgungsfestsetzungsbescheid der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation Deutsche Bundespost vom 13. Januar 2020 und deren Widerspruchsbescheid vom 16. Juni 2020 zu ändern und die Beklagte zu verpflichten, den Zeitraum vom 1. Januar 2017 bis 31. August 2019 bei der Festsetzung der Versorgungsbezüge des Klägers im Umfang einer Vollzeitbeschäftigung als ruhegehaltfähige Dienstzeit zu berücksichtigen.

8 Die Beklagte verteidigt das angegriffene Berufungsurteil und trägt insbesondere vor, eine versorgungsrechtliche Berücksichtigung des Zeitguthabens würde im Fall des Klägers zu einem unzulässigen "Rosinenpicken" führen. Sie beantragt,
die Revision zurückzuweisen.

9 Die Vertreterin des Bundesinteresses beim Bundesverwaltungsgericht beteiligt sich an dem Verfahren. Sie vertritt in Abstimmung mit dem Bundesministerium des Innern und für Heimat die Ansicht, maßgeblich für die Festsetzung der ruhegehaltfähigen Dienstzeit sei allein die Teilzeitquote, wie sie sich aus den Teilzeitbewilligungsbescheiden ergebe.

II

10 Die zulässige Revision des Klägers ist unbegründet. Das Berufungsgericht hat die vom Kläger im Zeitraum vom 1. Januar 2017 bis zum 31. August 2019 erbrachte Dienstzeit bei der Festsetzung der Versorgungsbezüge zu Recht nur im Umfang der in den Teilzeitbewilligungsbescheiden festgesetzten Teilzeitquoten berücksichtigt (1.). Die Bescheide sind weder ausdrücklich noch konkludent aufgehoben worden (2.), der Kläger hat auch keinen Anspruch auf die rückwirkende Aufhebung der bestandskräftigen Bescheide (3.). Aus Unionsrecht folgt nichts anderes (4.).

11 1. Im Versorgungsrecht ist die Rechtslage maßgeblich, die bei Eintritt des Versorgungsfalls gilt, soweit nicht Übergangsvorschriften etwas anderes regeln (stRspr, vgl. BVerwG, Urteile vom 1. Oktober 2020 - 2 C 9.20 - BVerwGE 169, 293 Rn. 8 und vom 20. April 2023 - 2 C 11.22 - juris Rn. 16). Maßgebend für die Bestimmung der ruhegehaltfähigen Dienstzeit des Klägers ist deshalb § 6 des Gesetzes über die Versorgung der Beamten und Richter des Bundes (Beamtenversorgungsgesetz ― BeamtVG) i. d. F. der Bekanntmachung vom 24. Februar 2010 (BGBl. I S. 150), für den hier maßgeblichen Zeitpunkt zuletzt geändert durch Art. 9 Nr. 6 Buchst. a Doppelbuchst. bb des Gesetzes zur Modernisierung der Strukturen des Besoldungsrechts und zur Änderung weiterer dienstrechtlicher Vorschriften (Besoldungsstrukturenmodernisierungsgesetz - BesStMG) vom 9. Dezember 2019 (BGBl. I S. 2053).

12 Nach § 6 Abs. 1 Satz 1 BeamtVG ist ruhegehaltfähig die Dienstzeit, die der Beamte vom Tage seiner ersten Berufung in das Beamtenverhältnis an im Dienst eines öffentlich-rechtlichen Dienstherrn im Beamtenverhältnis zurückgelegt hat. Zeiten einer Teilzeitbeschäftigung sind nach § 6 Abs. 1 Satz 3 Halbs. 1 BeamtVG nur zu dem Teil ruhegehaltfähig, der dem Verhältnis der ermäßigten zur regelmäßigen Arbeitszeit entspricht. Danach vermindert sich die Ruhegehaltfähigkeit der in Teilzeit zurückgelegten Beamtendienstzeiten strikt zeitanteilig nach ihrem Verhältnis zu der möglichen Vollzeit ("pro rata temporis" – BVerwG, Urteil vom 25. März 2010 - 2 C 72.08 - BVerwGE 136, 165 Rn. 10).

13 Die "regelmäßige Arbeitszeit" der bei der Deutschen Post AG beschäftigten Beamten betrug in den hier maßgeblichen Zeitabschnitten 38,5 Wochenstunden (vgl. § 2 Abs. 1 Satz 1 der Verordnung zur Regelung der Arbeitszeit für die bei der Deutschen Post AG beschäftigten Beamtinnen und Beamten <Post-Arbeitszeitverordnung — Post-AZV> i. d. F. der Bekanntmachung vom 9. Dezember 2003 <BGBl. I S. 2495>, zuletzt geändert durch Art. 2 der Verordnung über die Altersteilzeit von Beamtinnen und Beamten bei der Deutschen Post AG vom 7. Dezember 2015 <BGBl. I S. 2204>). Demgegenüber ist die "ermäßigte Arbeitszeit" die in den Teilzeitbewilligungsbescheiden mittels der Teilzeitquote auf 19,25 Wochenstunden festgesetzte Arbeitszeit. Die Anordnung von Teilzeitbeschäftigung mittels Teilzeitbewilligungsbescheid als rechtsgestaltendem Verwaltungsakt stellt die Rechtsgrundlage für die Gewährung entsprechend geringerer Dienstbezüge in der Teilzeitphase und für die entsprechend ermäßigte Berücksichtigung der Teilzeit bei der Ermittlung der ruhegehaltfähigen Dienstzeit dar (vgl. BVerwG, Urteile vom 17. Juni 2010 - 2 C 86.08 - BVerwGE 137, 138 Rn. 10 und vom 9. November 2023 - 2 C 12.22 - juris Rn. 14).

14 Zusätzliche Arbeitsleistungen sind bei der Festsetzung der Versorgungsbezüge nicht als ruhegehaltfähig berücksichtigungsfähig. Der Kläger hat den über die Teilzeitquote hinaus verrichteten Dienst nicht in Erfüllung der Verpflichtungen aus seiner Teilzeitbeschäftigung als reguläre Dienstzeit erbracht. Die zusätzliche Arbeitsleistung diente vielmehr dem Aufbau eines Zeitguthabens auf dem Lebensarbeitszeitkonto des Klägers, das zu einem späteren Zeitpunkt in eine Freistellung münden und mit dem die Erbringung der Arbeitsleistung in der Freistellungsphase fingiert werden sollte (vgl. BVerwG, Urteile vom 28. Oktober 2015 - 2 C 15.15 - Buchholz 240 § 45 BBesG Nr. 2 Rn. 21 und vom 19. November 2015 - 2 C 3.15 - Buchholz 232.01 § 44 BeamtStG Nr. 1 Rn. 18).

15 Diese Einordnung entspricht dem Regelungsmodell der Post-Arbeitszeitverordnung. Danach ist ein Zeitguthaben auf einem Lebensarbeitszeitkonto nicht das Resultat regulärer Dienstzeit. Denn nach § 9 Abs. 1 Satz 2 Post-AZV können auf einem Lebenszeitkonto nur Ansprüche auf Dienstbefreiung für dienstlich angeordnete oder genehmigte Mehrarbeit (Nr. 1) oder ― speziell bei Teilzeitbeschäftigten wie dem Kläger, die über die verminderte Arbeitszeit hinaus Dienst verrichten ― die Differenz zwischen der verminderten Arbeitszeit und der tatsächlich geleisteten Arbeitszeit (Nr. 2) angespart werden. Die zum Aufbau eines Zeitguthabens erbrachte Arbeitsleistung ist somit weder reguläre Dienstzeit noch Ersatz hierfür. Zeitguthaben auf Lebensarbeitszeitkonten sind deshalb für Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte gleichermaßen versorgungsrechtlich irrelevant.

16 Ausgehend hiervon hat die Beklagte die ruhegehaltfähigen Dienstzeiten des Klägers im streitgegenständlichen Zeitraum Januar 2017 bis August 2019 zutreffend festgesetzt. Denn dem Kläger war antragsgemäß eine Teilzeitbeschäftigung mit einer Arbeitszeit von 50% der regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit bewilligt worden. Dieser Quote entsprechend weist die Anlage zum Bescheid vom 13. Januar 2020 die festgesetzte ruhegehaltfähige Dienstzeit aus ("Teilzeit 50,000 / 100,000").

17 2. Die Teilzeitbewilligungsbescheide vom 18. November 2016, 14. September 2017 und vom 21. November 2018 sind unverändert wirksame Grundlage für die Berechnung der ruhegehaltfähigen Dienstzeit. Sie sind weder durch die finanzielle Abgeltung des im Zeitpunkt des Ruhestandseintritts noch nicht abgebauten Zeitguthabens (a) noch durch die Bewilligung des "Engagierten Ruhestands" (b) aufgehoben oder geändert worden.

18 a) Die Teilzeitbewilligungsbescheide sind trotz der dem Kläger gewährten finanziellen Abgeltung des Zeitguthabens weiterhin wirksam.

19 Nach § 43 Abs. 2 VwVfG bleibt ein Verwaltungsakt wirksam, solange und soweit er nicht zurückgenommen, widerrufen, anderweitig aufgehoben oder durch Zeitablauf oder auf andere Weise erledigt ist. Ein Anspruch auf Nachzahlung der Besoldung und (nachträgliche Anerkennung der Ruhegehaltfähigkeit) besteht demnach nur, wenn zuvor der festgesetzte Umfang der Teilzeitbeschäftigung ― und mithin der Teilzeitbewilligungsbescheid ― aufgehoben worden ist. Andernfalls verstießen die Nachzahlung der Besoldung und die weitergehende Anerkennung als ruhegehaltfähig gegen § 6 Abs. 1 BBesG und das in § 2 BBesG sowie in § 3 BeamtVG aufgestellte strikte Verbot, Besoldung und Versorgung ohne gesetzliche Rechtsgrundlage zu gewähren (vgl. BVerwG, Urteil vom 16. Oktober 2008 - 2 C 20.07 - juris Rn. 18).

20 Die finanzielle Abgeltung des im Zeitpunkt des Ruhestandseintritts nicht abgebauten Zeitguthabens lässt die Wirksamkeit der Teilzeitbewilligungsbescheide unberührt. § 9 Abs. 2 Satz 4 Post-AZV sieht im vorliegenden Fall, in dem eine Freistellung bis zum Eintritt in den Ruhestand nicht möglich ist oder ein Freistellungszeitraum vorzeitig endet, die finanzielle Abgeltung des verbleibenden Zeitguthabens vor. Nach § 9 Abs. 2 Satz 5 Post-AZV sind für die Ermittlung der Höhe der Abgeltung § 4 Abs. 1 und § 4a der Bundesmehrarbeitsvergütung entsprechend anzuwenden. An die Stelle des mit dem Zeitguthaben korrespondierenden Anspruchs auf Freistellung tritt im Fall der Unmöglichkeit der Inanspruchnahme ein Abgeltungsanspruch als dessen Surrogat (vgl. BVerwG, Urteil vom 28. Januar 2016 - 2 C 10.15 - Buchholz 240 § 6 BBesG Nr. 32 Rn. 12 f.). Dieser besteht neben und unabhängig von dem sich originär aus den Teilzeitbewilligungsbescheiden ergebenden Besoldungsanspruch (vgl. § 6 Abs. 1 Satz 1 BBesG).

21 Für die Gewährung der finanziellen Abgeltung des im Zeitpunkt des Ruhestandseintritts noch vorhandenen Zeitguthabens gab es mithin eine eigenständige Rechtsgrundlage; einer Aufhebung oder Änderung der bestehenden Teilzeitbewilligungsbescheide bedurfte es nicht.

22 b) Auch die antragsgemäße Bewilligung des "Engagierten Ruhestands" hat nicht zu einer konkludenten Aufhebung der Teilzeitbewilligungsbescheide geführt.

23 Die Aufhebung von Verwaltungsakten kann zwar auch konkludent erfolgen, wenn dies - ausgehend vom sog. Empfängerhorizont - hinreichend deutlich zum Ausdruck kommt (vgl. BVerwG, Urteile vom 23. September 1998 - 6 C 2.98 - juris Rn. 20 und vom 9. Mai 2012 - 6 C 3.11 - BVerwGE 143, 87 Rn. 39). Dabei ist bei einem objektiven Widerspruch der Regelungsgehalte zweier Verwaltungsakte regelmäßig von einer konkludenten Aufhebung auszugehen (vgl. BVerwG, Urteil vom 18. Mai 2010 - 3 C 23.09 - Buchholz 427.3 § 349 LAG Nr. 25 Rn. 17 m. w. N.; Beschluss vom 29. Januar 2016 - 8 B 6.16 - juris Rn. 6).

24 Hieran fehlt es jedoch. Wie das Berufungsgericht zutreffend ausgeführt hat, kann dem Bewilligungsbescheid kein Aufhebungswille hinsichtlich der bestehenden Teilzeitbewilligungsbescheide entnommen werden. Auch im Übrigen sind Anhaltspunkte für eine konkludente Aufhebung nicht erkennbar. Auch der Kläger hatte hierfür keine Notwendigkeit gesehen und entsprechende Anträge nicht gestellt. Hierfür bestand auch keine zwingende Notwendigkeit. Denn die Bewilligung des "Engagierten Ruhestands" hat keinen unmittelbaren Einfluss auf die Teilzeitbewilligung. Vielmehr sah die geltende "Störfallregelung" in § 9 Abs. 2 Satz 4 Post-AZV im Fall der nachträglichen Unmöglichkeit einer Freistellung (nur) eine finanzielle Abgeltung des nicht abgegoltenen Zeitguthabens vor. Einer Änderung oder Aufhebung der bestehenden Teilzeitbewilligungsbescheide bedarf es insoweit nicht. Dies entspricht im Übrigen auch der Regelung in § 2a ATZV, die ebenfalls keine Rückabwicklung in versorgungsrechtlicher Hinsicht vorsieht. Die Bewilligung des "Engagierten Ruhestands" steht daher auch nicht in einem objektiven Widerspruch zum Regelungsgehalt der Teilzeitbewilligungsbescheide.

25 3. Dem Kläger steht auch kein Anspruch auf rückwirkende Aufhebung der bestandskräftigen Teilzeitbewilligungsbescheide zu.

26 Dies folgt zunächst schon daraus, dass die Aufhebung der Teilzeitbewilligungsbescheide einem eigenständigen Verwaltungsverfahren vorbehalten ist, das der Kläger nicht beschritten hat. Prüfungsgegenstand im Rahmen des vorliegenden Rechtsstreits kann daher allein die inzidente Prüfung sein, ob die Beklagte die Bescheide von Amts wegen hätte ändern oder aufheben müssen. In diesem Fall wäre die Einbeziehung eines entsprechenden Anspruchs in den vorliegenden Rechtsstreit im Interesse der Gewährung effektiven Rechtsschutzes denkbar.

27 a) Ein entsprechender Anspruch des Klägers folgt indes nicht aus § 51 Abs. 5 i. V. m. §§ 48, 49 VwVfG.

28 Da es sich bei der in den Teilzeitbewilligungsbescheiden enthaltenen Anordnung einer Teilzeitbeschäftigung um eine Maßnahme handelt, die dauerhaft Rechtswirkungen entfaltet (sog. Dauerverwaltungsakt), finden die Regelungen nach § 51 VwVfG über das Wiederaufgreifen des Verfahrens Anwendung. Soweit sich ein Aufhebungsanspruch nicht aus § 51 Abs. 1 bis Abs. 3 VwVfG ergibt, steht die Entscheidung über die Aufhebung nach § 51 Abs. 5 VwVfG im behördlichen Ermessen (vgl. BVerwG, Urteil vom 9. September 2021 - 2 C 1.20 -‌ BVerwGE 173, 228 Rn. 28; Beschlüsse vom 8. Mai 2013 - 2 B 5.13 und 2 B 24.13 -, jeweils juris Rn. 9; s. a. Beschluss vom 23. April 2015 - 2 B 69.14 -‌ Buchholz 237.8 § 80f RhPLBG Nr. 1 Rn. 8).

29 Der Gesetzgeber räumt bei der Aufhebung bestandskräftiger belastender Verwaltungsakte in verfassungsrechtlich nicht zu beanstandender Weise weder dem Vorrang des Gesetzes noch der Rechtssicherheit als Ausprägungen des Rechtsstaatsprinzips einen generellen Vorrang ein. Die Prinzipien der Gesetzmäßigkeit der Verwaltung und der Bestandskraft von Verwaltungsakten stehen vielmehr gleichberechtigt nebeneinander. Auch die Verfassungs- und Grundrechtsbindung der öffentlichen Gewalt (Art. 1 Abs. 3, Art. 20 Abs. 3 GG) führt nicht dazu, dass das einer Behörde durch eine Ermächtigung im Hinblick auf die Aufhebung von Verwaltungsakten eingeräumte Ermessen allein deshalb auf Null reduziert ist, weil der Verwaltungsakt verfassungs- oder grundrechtswidrig ist (vgl. BVerwG, Urteil vom 9. September 2021 - 2 C 1.20 - BVerwGE 173, 228 Rn. 28; Beschluss vom 8. Juni 2021 - 9 B 26.20 - Buchholz 11 Art. 1 GG Nr. 22 Rn. 6 ff.). Im Hinblick auf das Gebot der materiellen Gerechtigkeit besteht jedoch ausnahmsweise dann ein Anspruch auf Aufhebung eines bestandskräftigen Verwaltungsakts, wenn dessen Aufrechterhaltung schlechthin unerträglich ist (vgl. BVerwG, Urteile vom 7. Oktober 2020 - 2 C 18.19 - BVerwGE 169, 318 Rn. 42 und vom 9. September 2021 - 2 C 1.20 - BVerwGE 173, 228 Rn. 28; Beschluss vom 12. November 2020 - 2 B 2.20 - Buchholz 449 § 56 SG Nr. 9 Rn. 8). Ob ein solcher Ausnahmefall angenommen werden kann, hängt von den Umständen des Einzelfalls und einer Gewichtung der einschlägigen Gesichtspunkte ab (vgl. BVerwG, Urteile vom 17. Januar 2007 - 6 C 32.06 - juris Rn. 13, vom 24. Februar 2011 - 2 C 50.09 - Buchholz 316 § 51 VwVfG Nr. 58 Rn. 11, vom 7. Oktober 2020 - 2 C 18.19 - BVerwGE 169, 318 Rn. 42 und vom 9. September 2021 - 2 C 1.20 - BVerwGE 173, 228 Rn. 28).

30 Ausgehend hiervon ist eine Aufrechterhaltung der Teilzeitbewilligungsbescheide nicht schlechthin unerträglich. Der Umstand, dass nachträglich günstigere Möglichkeiten für den Eintritt in den Vorruhestand geschaffen wurden, reicht hierfür nicht aus (vgl. BVerwG, Beschluss vom 23. April 2015 - 2 B 69.14 - Buchholz 237.8 § 80f RhPLBG Nr. 1 Rn. 12). Der Kläger hat durch die Versetzung in den "Engagierten Ruhestand" zwar nachträglich eine versorgungsrechtliche Entwertung seines Zeitguthabens auf dem Lebensarbeitszeitkonto und damit der im Vorgriff auf die geplante Inanspruchnahme des Altersteilzeitmodells erbrachten Arbeitsleistung erfahren. Die Unmöglichkeit der Inanspruchnahme der Freistellungsphase im Rahmen der Altersteilzeit mit der Folge des Nichterwerbs weiterer ruhegehaltfähiger Dienstzeiten geht jedoch auf seinen eigenen Antrag zurück. Insofern unterscheidet sich der vorliegende Fall von Konstellationen, bei denen die nachträglich eingetretene Unmöglichkeit der Inanspruchnahme bereits erdienter Freistellungszeiten auf die Dienstunfähigkeit oder andere nicht vom Beamten selbst verantwortete Entscheidungen zurückgeht. Mit der Inanspruchnahme des "Engagierten Ruhestands" hat sich der Kläger bewusst und in Kenntnis der versorgungsrechtlichen Konsequenzen gegen das ursprünglich von ihm ins Auge gefasste Altersteilzeitmodell entschieden, um sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt der Pflege seiner Mutter widmen zu können. Darüber hinaus stehen dem "Verlust" weiterer ruhegehaltfähiger Dienstzeiten Vorteile gegenüber, die für den Kläger darin bestehen, dass er bereits zum 1. Januar 2020 in den Ruhestand versetzt worden ist und einen Ausgleichsbetrag zum Ruhegehalt in Höhe des Versorgungsabschlags für die gesamte Dauer des Versorgungsbezugs erhält (vgl. § 4 Abs. 2 Satz 2 BEDBPStruktG). Darüber hinaus hat der Kläger für das von ihm angesparte Zeitguthaben eine finanzielle Abgeltung erhalten.

31 Der Kläger hat den Wechsel der unterschiedlichen Ruhestandsmodelle, die je unterschiedliche Vor- und Nachteile mit sich bringen, bewusst und in Kenntnis der damit verbundenen versorgungsrechtlichen Folgen gewählt und beschritten. Er hat folglich auch die nachteiligen Folgen des "Spurwechsels" zu tragen und kann nicht die jeweils für ihn günstigen Teilelemente isoliert im Sinne eines "Rosinenpickens" für sich in Anspruch nehmen.

32 b) Ein solcher Anspruch ergibt sich nicht aus einer analogen Anwendung des § 9 Abs. 2 Satz 4 Post-AZV.

33 Wie vom Berufungsgericht zutreffend ausgeführt (UA S. 16 f.), liegen die Voraussetzungen einer analogen Anwendung des § 9 Abs. 2 Satz 4 Post-AZV auf den vorliegenden Fall nicht vor. Nicht nur fehlt es an einer planwidrigen Regelungslücke, weil die Verordnungsermächtigung in § 3 Abs. 3 Satz 1 Nr. 3 des Gesetzes zum Personalrecht der Beschäftigten der früheren Deutschen Bundespost (Postpersonalrechtsgesetz - PostPersRG) i. d. F. der Bekanntmachung vom 14. September 1994 (BGBl. I S. 2325, 2353), zuletzt geändert durch Art. 4 des Gesetzes zur Beschleunigung von Disziplinarverfahren in der Bundesverwaltung und zur Änderung weiterer dienstrechtlicher Vorschriften vom 20. Dezember 2023 (BGBl. I Nr. 389) – soweit hier relevant - eine Regelung nur für die finanzielle Abgeltung von Zeitguthaben zulässt. Eine analoge Anwendung des § 9 Abs. 2 Satz 4 Post-AZV führte überdies schon deshalb nicht zur Aufhebung der Teilzeitbewilligungsbescheide, weil mit einer Analogie nur die Rechtsfolge einer Norm - hier die finanzielle Abgeltung des Zeitguthabens - auf einen vom Normgeber nicht erfassten Sachverhalt erstreckt werden kann (stRspr, vgl. BVerwG, Urteile vom 28. Juni 2012 - 2 C 13.11 - BVerwGE 143 Rn. 24 und vom 23. April 2015 - 2 C 35.13 - BVerwGE 152, 68 Rn. 23; Beschluss vom 12. Januar 2023 - 2 B 38.22 - juris Rn. 13). § 9 Abs. 2 Satz 4 Post-AZV enthält aber keine auf die versorgungsrechtliche Stellung bezogene Rechtsfolge.

34 c) Der Anspruch folgt auch nicht aus § 91 Abs. 3 Satz 2 BBG.

35 Entgegen der Auffassung des Klägers bietet diese Regelung bereits keine taugliche Rechtsgrundlage für den geltend gemachten Anspruch. Denn die "Zulassung" einer Änderung des Umfangs der Teilzeitbeschäftigung findet nur ex nunc für in die Zukunft gerichtete Änderungen Anwendung (vgl. Battis, BBG, 6. Aufl. 2022, § 91 Rn. 24). Diesem Begehren hat die Beklagte im Übrigen entsprochen: Die Teilzeitbeschäftigung des Klägers ist mit Wirkung zum 1. September 2019 aufgehoben worden und der Kläger zur Vollzeitbeschäftigung zurückgekehrt.

36 4. Aus den unionsrechtlichen Vorgaben folgt nichts anderes.

37 § 4 Nr. 1 des Anhangs zur Richtlinie 97/81/EG des Rates vom 15. Dezember 1997 zu der von UNICE, CEEP und EGB geschlossenen Rahmenvereinbarung über Teilzeitarbeit (ABl. 1998 L 14 S. 9, ber. ABl. 1998 L 128 S. 71), zuletzt geändert durch RL 98/23/EG vom 7. April 1998 (ABl. 1998 L 131 S. 10), – nachfolgend: RL 97/81/EG - gebietet die versorgungsrechtliche Berücksichtigung eines zum Zeitpunkt des Eintritts in den Ruhestand vorhandenen Zeitguthabens im vorliegenden Fall nicht.

38 Aus § 4 Nr. 1 des Anhangs zur RL 97/81/EG folgt, dass eine geringere Arbeitszeit grundsätzlich nur quantitativ, nicht qualitativ anders abgegolten werden darf als Vollzeitarbeit, denn Teilzeitarbeit unterscheidet sich von Vollzeitarbeit nur in quantitativer, nicht in qualitativer Hinsicht. Ungleiche Beschäftigungsbedingungen für Voll- und Teilzeitbeschäftigte sind im Regelfall nur insoweit zulässig, als die Ungleichbehandlung dem unterschiedlichen zeitlichen Arbeitsumfang Rechnung trägt. Demnach liegt eine gleichheitswidrige Behandlung eines teilzeitbeschäftigten gegenüber einem vergleichbaren vollzeitbeschäftigten Beamten vor, wenn der teilzeitbeschäftigte Beamte im maßgeblichen Zeitraum relativ stärker belastet oder relativ schlechter bezahlt wird als der vollzeitbeschäftigte Beamte (vgl. EuGH, Urteil vom 27. Mai 2004 - C-285/02, Elsner-‌Lakerberg - juris Rn. 17; BVerwG, Urteil vom 9. November 2023 - 2 C 12.22 -‌ juris Rn. 18).

39 Soweit eine Ungleichbehandlung von Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigten vorliegt, ist ein Verstoß gegen das Diskriminierungsverbot des § 4 Nr. 1 des Anhangs zur RL 97/81/EG gegeben, wenn die unterschiedliche Behandlung nicht aus objektiven Gründen gerechtfertigt ist. Darunter sind Gründe zu verstehen, die nichts mit einer Diskriminierung aufgrund des Beschäftigungsumfangs zu tun haben und die auch nicht dazu führen, dass tragende Grundsätze des Gemeinschaftsrechts ausgehöhlt werden. Ob ein derartiger Rechtfertigungsgrund vorliegt, müssen die Gerichte der Mitgliedstaaten feststellen, weil sie für die Beurteilung des Sachverhalts und die Auslegung des innerstaatlichen Rechts allein zuständig sind (vgl. BVerwG, Urteile vom 20. Oktober 2022 - 2 C 30.20 -‌ Buchholz 240 § 47 BBesG Nr. 19 Rn. 18 m. w. N. und vom 9. November 2023‌ - 2 C 12.22 - juris Rn. 19).

40 Unter Anwendung dieser Grundsätze ist bereits eine Ungleichbehandlung von Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigten zu verneinen. Nach § 9 Abs. 1 Satz 1 Post-AZV kann Beamten die Führung eines Lebensarbeitszeitkontos gestattet werden, wenn keine betrieblichen oder betriebswirtschaftlichen Gründe entgegenstehen. Eine Beschränkung in Bezug auf eine bestimmte Art der Beschäftigung (Voll- oder Teilzeit) sieht die Post-Arbeitszeitverordnung nicht vor. Bei vollzeitbeschäftigten Beamten kann ein Zeitguthaben auf dem Lebensarbeitszeitkonto ― bei entsprechendem Antrag ― nach § 9 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Post-AZV bei Ansprüchen auf Dienstbefreiung für dienstlich angeordnete oder genehmigte Mehrarbeit angespart werden. Auch bei vollzeitbeschäftigten Beamten löst die Unmöglichkeit der Inanspruchnahme einer Freistellung auf Basis des angesparten Zeitguthabens am Ende der Altersteilzeit oder bis zum Eintritt in den Ruhestand lediglich einen Anspruch auf finanzielle Abgeltung des Zeitguthabens aus (§ 9 Abs. 2 Satz 4 und 5 Post-AZV). In struktureller Hinsicht liegt damit keine Ungleichbehandlung von Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigten vor.

41 Zusätzliche Arbeitsleistung, d. h. bei vollzeitbeschäftigten Beamten über die normativ geregelte Wochenarbeitszeit hinausgehende und bei teilzeitbeschäftigten Beamten über die sich aus der Teilzeitquote ergebende Wochenarbeitszeit hinausgehende Arbeitszeit, ist - auch als Zeitguthaben auf einem Lebensarbeitszeitkonto - für die Versorgung sowohl der vollzeitbeschäftigten als auch der teilzeitbeschäftigten Beamten demnach gleichermaßen irrelevant; in beiden Fällen spielt die zusätzliche Arbeit keine Rolle bei der für die Berechnung der Versorgungsbezüge maßgeblichen Dauer der Dienstzeit nach § 6 Abs. 1 Satz 1 und 3 BeamtVG (vgl. BVerwG, Urteil vom 9. November 2023 - 2 C 12.22 - juris Rn. 21).

42 Soweit der Kläger schließlich einen Vergleich von Teilzeitbeschäftigten mit Erwerb von Zeitguthaben auf dem Lebensarbeitszeitkonto zu Vollzeitbeschäftigten zieht, liegt bereits keine vergleichbare Ausgangslage vor. Denn der Vollzeitbeschäftigte erwirbt mit seiner Arbeitsleistung keinen Anspruch auf - flexibel einsetzbare - Freistellung. Die Ausgangslage der gewählten Vergleichsgruppen unterscheidet sich daher in wesentlicher Weise.

43 Schließlich geht - worauf bereits hingewiesen wurde - die nunmehr beanstandete Wirkung auf einen eigenen Antrag des Klägers zurück.

44 5. Die Kostenentscheidung folgt aus § 154 Abs. 2 VwGO.